Diagnose Jobverlust – Therapie Weiterbildung

Du erhältst eine schlimme Diagnose und der Chefarzt steht schon mit einem Therapievorschlag und einer Armada von Ärzten und Therapeuten bereit. Du kommst gar nicht erst zum Nachdenken.

Kopfarbeit ist angesagt!
Kopfsache! Weiterbildung ist angesagt für den neuen Job!

Nach der Kündigung standen die Abwicklungs-Spezialisten parat, Begriffe wie Transferagentur, dreiseitiger Vertrag und Newplacement flogen durch den Raum, in dem eigentlich Fassungslosigkeit herrschte. Ablenkungsmanöver oder gutgemeinte Fürsorge? Von unserer Seite – der Seite der soeben Gekündigten – auf jeden Fall weder Wohlwollen noch Vertrauen.

“Du warst ziemlich wütend – über Monate!” Meine Familie musste mich erst wieder daran erinnern, wie das war, als ich den Job verloren hatte, wie ich drauf war, nachdem der Redaktion die Kündigung mitgeteilt wurde. Ich hab das verdrängt – ich bin gut im Verdrängen, aber nachtragend wie ein Elefant. Es ist fast genau ein Jahr her, dass uns die Hiobsbotschaft überbracht wurde, es folgten andere Redaktionen und es werden wohl noch einige folgen.

Die Wut und den Frust haben die Kollegen geteilt. Vieles hat meine Familie abbekommen.

Aktionismus folgte bei mir auf den ersten Schock. Trotz allem  war ich zuversichtlich. Aber Optimismus allein genügt nicht. Es ist hilfreich, wenn jemand Orientierungshilfen gibt, einen lotst, eine Strategie entwickelt. Jemand, der neutral aus der Vogelperspektive auf die Situation sieht und nicht emotional eingebunden ist. Der zur rechten Zeit motiviert, bremst oder anschiebt.

Wer weiß, welche meiner skurrilen Ideen ich sonst umgesetzt hätte, Trauerrednerin steht immer noch ganz oben auf der Liste. Mir haben die fünf Monate in der Transfergesellschaft einen Rahmen geboten, um an mir zu arbeiten und herauszufinden, was ich will – und was nicht. Coaching hilft dabei. Machen muss man selbst.

Es ist eine freiwillige Entscheidung, in die Transfergesellschaft zu gehen, es gibt Alternativen. Nicht alle Kollegen haben die Option der TG gewählt. Am Ende bietet die TG jedenfalls auch eine finanzielle Sicherheit, selbst wenn man nur wenige der Fortbildungsmöglichkeiten nutzt. Manchen bewahren regelmäßige Beratungstermine sicherlich auch vor Vereinsamung.

Nicht jedem fällt es leicht, sich einem Coaching auszusetzen, sich in Workshops und Schulungen auf unbekanntes Terrain zu begeben und etwas auch mal nicht zu wissen oder können. Ich bin in den letzten Monaten oft über meinen Schatten gesprungen. Wohl für uns alle war es seltsam, mit Kollegen Vorstellungsgespräche zu üben, sich im Elevatorpitch bestmöglich darzustellen und dabei nicht komplett fremd zu wirken. Man muss Vertrauen und Engagement investieren, um Lernerfolg zu erhalten. Oder: Wer Bock drauf hat, kann unheimlich viel gewinnen.

Ich habe zudem in dieser Phase rund um den Jobverlust eine Menge über Arbeitsrecht gelernt und erfahren, wie wichtig ein guter Betriebsrat ist. Hut ab und Respekt dafür, wie sich unser Betriebsrat reingehängt und eingearbeitet hat. Der nämlich handelt mit dem Unternehmen den Sozialplan aus und führt dazu unzählige anstrengende Gespräche.

Kurz zusammengefasst – das macht eine Transfergesellschaft:

  • Ziel einer Transfergesellschaft (TG) ist, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer eines Unternehmens in neue Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln, Existenzgründungen zu fördern oder auch den Übergang beispielsweise in den (Vor-)Ruhestand zu gestalten.
  • Profiling, Beratung, Qualifizierung und Vermittlung sind die Aufgaben.
  • Die TG wird – falls sich der Arbeitnehmer dafür entscheidet – zum neuen, vorübergehenden Arbeitgeber mit einem zeitlich befristeten Vertrag, maximal für ein Jahr.
  • Grundlage ist ein dreiseitiger Vertrag zwischen Arbeitnehmer, abgebender Arbeitgeber und Transfergesellschaft.
  • Die Betreiber einer TG sind auf Personalentwicklung und -vermittlung spezialisiert und von der Bundesagentur für Arbeit zertifiziert.
  • Die Finanzierung der TG, der Gehälter und der Qualifizierungsmaßnahmen, setzt sich aus dem Kurzarbeitergeld und einer Aufstockung durch das abgebende Unternehmen zusammen.
  • Wer nach der Zeit in der TG noch nicht in einem neuen Arbeitsverhältnis ist, erhält die vollen Leistungen des ALG 1, sofern die Anspruchsvoraussetzungen gegeben sind. Auch eine Existenzgründungsförderung kann seitens der Bundesagentur in Betracht kommen.

Eine meiner Weiterbildungen in der Transfergesellschaft war eine sehr gute und inspirierende Videoschulung – danke an Oliver Wanke / acpp. Das neue Wissen will ich natürlich gleich anwenden. Im folgenden Video gibt Stefan Rausch, Unternehmensberatung Linssen & Rausch, einen Einblick, wie eine Transfergesellschaft funktioniert und was deren Ziel ist.

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